Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, wenn ich auf das
letzte Wochenende in Jerusalem zurück denke… so viele Eindrücke, Erlebnisse und
vor allem Bilder… Ich versuche mal die Erlebnisse in chronologischer
Reihenfolge wieder zu geben.
Angefangen hat der Trip am Donnerstag um 6. 30 Uhr mit einer
3-stündigen Busfahrt (für nur 44 NIS, irgendwas unter 10 Euro). In Jerusalem
selber ist der Bus in eine Art Tiefgarage eingefahren und man wusste im ersten
Moment gar nicht wo man ist und wo man hin sollte…leicht verwirrt irrten wir
also aus dem Busbahnhof raus und fanden unseren Weg, dank der Hilfe netter
Passanten, doch noch zum Bloomfield Science Museum. Ich geb zu, dass ist
vielleicht nicht wirklich eine typische Attraktion, die man besucht, wenn man
das erste Mal in Jerusalem ist, ist aber absolut einen Besuch wert!!! In diesem Museum werden die Naturgesetzte,
optische Täuschungen, Elektrizität usw. spielerisch und anschaulich erklärt.
Man darf an allem selber rumtüffteln und schauen was passiert, wenn man an
bestimmten Schrauben dreht…besonders cool war das Blitze selber machen und das
riesige Modell zur Wellenbewegung! Hier hatte man Plastikbälle mit ins Wasser
gegeben, welche die Orbitale verdeutlichen sollten, und einen Haufen Sand und
Kies, an dem man gut sehen konnte, wie eine Welle, den Strand erodiert und
formt.
Von dort aus ging es nach einem kleinen Spaziergang weiter
in den Botanischen Garten. Auch dieser ist momentan total toll, weil gerade der
mediterrane Teil in voller Blüte steht. Gegliedert ist er in die einzelnen
Kontinente und zeigt für diese, die typische Flora.
Botanischer Garten und Science Museum liegen in
Westjerusalem, die Altstadt und auch unsere Unterkunft neben der
Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg in Ostjersualem…also haben wir uns zu Fuß auf
den Weg gemacht, erstmal in die Altstadt zu wandern… nach anderthalb stündigem
Marsch haben wir diese auch erreicht und erstmal eine kleine Runde über den
Schuk (den Markt) gedreht…Die Altstadt von Jerusalem besteht quasi aus einem
Netz vieler enger Gassen, die wieder rum aus kleinen Ständen, Geschäften usw.
bestehen…ohne Stadtplan kann man sich da auch gut verlaufen^^ Nach einer
leckeren Falaffel/Scharwama sind wir dann am Damaskustor eingesammelt und zur
Unterkunft gebracht worden. Diese lag auf dem Ölberg, also dem höchsten Punkt
der Stadt, und bot eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Auch die kleine
Privatführung durch das Museum am evangelischen Institut für biblische
Archäologie war ein kleines Highlight.
Kurz einen kleinen Einschub zum jerusalemer Wetter: Wir
hatten leider Pech und sehr viel Regen. Vor allem der Wind und die kalten
Temperaturen (0-5 Grad) zwangen uns immer dazu, wieder Unterschlupf in Cafés
und ähnlichem zu suchen…vieles haben wir gar nicht besichtigen können, was wir
gerne noch gesehen hätten… :/ Dazu kam, dass am Freitag auch noch
Jerusalem-Marathon war und die halbe Stadt und viele Sehenswürdigkeiten
geschlossen hatten.
Nach einem netten Frühstück machten wir uns Freitag gegen 8
Uhr trotzdem auf den Weg, um die Altstadt zu erkundigen und trotzen dabei dem
einsetzenden Regen erstmal eine ganze Weile. Unsere Erkundung startete am
Damaskustor. Von dort aus wanderten wir einmal quer durch die Gassen, um zur
Klagemauer und dem Felsendom zu gelangen. Dabei durchquerten wir auch die
„Metzger-Straße“, welche so ein Erlebnis für sich ist…überall hängt Fleisch und
die Köpfe der Schafe liegen auf dem Präsentierteller vor einem…teilweise Köpfe
mit Augen, die einen anstarren… der Geruch eine Sache für sich (ich will mir
das gar nicht erst im Hochsommer vorstellen).
Zur Klagemauer sind wir noch durchgekommen, zum Felsendom
hat man uns, als nicht Muslime, wegen dem Freitagsgebet schon nicht mehr
gelassen.
Von dort ging es dann weiter zur Grabeskirche, in der wir
das Grab Jesu, die Kreuzigungsstelle und auch den Salbungsort bestaunen
konnten. Hier hatten wir eine Begegnung der besonderen Art mit einer
Reisegruppe…ich habe noch nie eine Gruppe Erwachsener Menschen gesehen, die
sich würdeloser Verhalten hat ^^ Trinken in der Kirche, Telefonieren in der
Kirche und vor allem Kappis in der Kirche…und auf der anderen Seite total
gläubig tun… naja…
Nach einer kurzen Stärkung in einem Café, um den nächsten
Regenschauer zu überbrücken, ging es noch in die Erlöserkirche. Hier war es
möglich auf den Turm hochzuklettern, von dem man einen wunderbaren Blick auf
die ganze Stadt und auch den Felsendom hatte… und zu dem Zeitpunkt hatten wir
sogar ein bisschen Sonne und blauen Himmel… also konnten wir viele tolle Fotos machen.
Ein echter Insider ist die Cafeteria des österreichischen
Hospizes! Man klingelt an einem großen Tor, wird reingelassen, muss Treppen
hoch und findet sich in einem Café wieder, welches österreichischen Scharm hat:
Es gibt regionale Köstlichkeiten (JA KLAR damit ist Österreich gemeint ;)), so
was wie Käsespätzle, Brezenbrotzeit, Sachertorte, Apfelstruddel usw. und vor
allem unglaublich guten Kaffee!! Und so was mitten in Jerusalem. Da der Laden
wirklich gut besucht war, haben wir uns zu einem Herrn mit an den Tisch
gesetzt, mit dem wir dann viele interessante Diskussionen geführt haben…
Danach war es an der Zeit sich den Schuk noch einmal genauer
anzuschauen, und das ein oder andere zu Kaufen. Besonders stolz bin ich auf
eine Tasche, die ich um die Hälfte im Preis gedrückt habe … machmal ist es
toll, einfach nur da durch zu laufen, um
die Gerüche und die Atmosphäre aufzuschnappen, die etwas von einem riesigen
orientalischem Bazar hat.
Abends waren wir dann noch in einem kleinen Restaurant essen
(leckere Nudeln mit Bolognese (aber an die weltbeste Bolognese und das leckerer
Essen (vor allem Tortellini) meines Dads kommen diese Läden alle nicht ;)) und
haben den Abend am Kaminfeuer mit weiteren tollen Gesprächen ausklingen lassen.
Samstag morgen sind wir dann ein bisschen später vom Ölberg
zur Altstadt runter gewandert, um uns noch den typischen Postkartenblick auf
die Altstadt zu gönnen. Man kann wunderbar durch den Jerusalemer Nationalpark,
in dem vor allem grade zahlreiche Rosmarinsträucher in zartem Blau blühen, bis
zur Altstadt laufen… Durchs Löwentor ging es wieder einmal quer durch die Stadt
- mit Kaffeestopp im Össi-Café – um noch auf die Stadtmauer zu klettern, und so
noch mal einen ganz anderen Eindruck von der Stadt zu erhalten… Dies hat
irgendwie alles länger gedauert, als wir eingeplant hatten, und somit musste
der Besuch im Israelmuseum leider ausfallen. Von der Altstadt ging es
nachmittags wieder Richtung Busbahnhof (hätten wir gewusst, dass die Central
Busstation erst so spät öffnet, wären wir wohl doch noch schnell ins Museum
gegangen :/)… auf dem Weg dorthin, haben wir noch einen Irish Pub entdeckt…und
so musste ich am St. Patricks Day auch dieses Jahr nicht auf mein Guinness
verzichten! :)
Dann waren wir leider schon um 17 Uhr an der Central Busstation. Der Bus nach Hause ging um 18.30
Uhr… Die Großstadt Jerusalem am Samstag/ Shabbat glich einer Geisterstadt…auch
Autos fuhren kaum auf der Straße…leere Plastikbecher rollten im kalten Wind
über die Straße…und die Sicherheitsleute an der Busstation waren nicht dazu
zubekommen, die Türen vorher auf zumachen… um halb 6 kam ein Rabbi vorbei, um
zu kontrollieren, dass die Türen nicht vor Ende des Shabbat, also 6.24 Uhr
(Uhrzeit an der die Sonne vollständig untergegangen ist) geöffnet werden…sobald der weg war durfte man
endlich rein und wir haben zum Glück noch den Bus nach Tiberias bekommen.
Kurioses während
dieses Besuchs noch mal zusammengefasst:
1) Das
Klopapier musste man in den Mülleimer schmeißen und nicht in die Kloschüssel,
da das die Leitungen nicht aushalten würden ^^
2) Der
Rabbi am Busbahnhof, der nach dem rechten sieht
3) Die
Fleischstrasse auf dem Schuk
4) Das
Gebet aus den Minaretten durchmischt sich mit lautem Glockenläuten der
christlichen Kirchen
5) So
viel Regen und so kaltes Wetter Mitte März in Jerusalem
6) Der
krasse Kontrast zwischen den Religionen und der arabischen und jüdischen
Lebensweise, die in dieser Stadt knallhart aufeinander treffen.
7) Fleischgeruch
durchmischt sich mit Kräuterduft, Bäckereiduft und Süßspeisenduft
8) Ein
österreichisches Café
9) Zahlreiche
Pilgergruppen, die Holzkreuze die Via Delarosa hochschleppen
Nachdem Besuch in Jerusalem ging es natürlich gestern ganz
normal, um 6 Uhr Richtung Arbeit… Meine geschlämmten Proben von letzter Woche
habe ich gestern den ganzen Tag unter dem Mikroskop bestaunt und viele tolle
Fotos von den Diatomeen für meinen Atlas gemacht…dies werde ich diese Woche
weitermachen…
Leider bin ich schon in der letzten Woche meines Aufenthalts
hier :( … die Zeit vergeht dann am Ende doch schneller als einem lieb ist.
Das Wetter ist zum Glück nicht mehr so schlimm wie in
Jerusalem…es scheint die Sonne und es sind angenehme 17 Grad, zu mindestens
tagsüber :)
Fotos aus Jerusalem folgen noch, dafür muss ich aus 400
Stück erstmal welche aussuchen und ihr könnt euch vorstellen, dass fällt einem
gar nicht so leicht…
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